"In höchster Not – Bergretter im Einsatz"

Benjamin überlebt einen Sturz aus 40 Metern Höhe: "Ich dachte, okay, das war's jetzt!"

Bild: Timeline Production

Bei einer Wanderung am Watzmann stürzt Benjamin aus Gilching 40 Meter in die Tiefe. Er überlebt, und seine Rettung wird zufällig für die ARD-Doku-Reihe "In höchster Not – Bergretter im Einsatz" gefilmt. Im Bayern 3 Interview erzählt Benjamin von seinem Unfall.

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Hallo Benjamin, schön, dass du da bist – und vor allem, dass es dir nach diesem krassen Sturz am Watzmann gut geht. Was genau ist dir passiert?

Wir waren schon eine ganze Weile unterwegs und hatten den gesamten Grat geschafft. Also den Teil, auf den man sich wirklich konzentrieren muss – und das hat auch alles super funktioniert. Dann sind wir abgestiegen, schon seit anderthalb Stunden. Und dann – ich weiß nicht genau, wie es passiert ist – war ich plötzlich in der Luft. Einfach so. 40 Meter.

Wie hat sich dieser Moment für dich angefühlt – dieser Sturz in die Tiefe?

Also zuerst bin ich gerutscht. Da dachte ich: Hauptsache, ich komme wieder auf den Boden. Dann war ich kurz in der Luft – und da fühlte ich mich komplett unsicher. Ich bin wieder aufgeschlagen, wieder gerutscht, hatte null Orientierung. Und dann war ich nochmal in der Luft. Dieses zweite Mal – das war zu lang. Da dachte ich: “Okay, das war’s jetzt.” Und dann bin ich aufgeschlagen.

Wahnsinn. Wie war dieser Gedanke: “Das war’s jetzt”?

Ganz seltsam. Es war ja nur ein Bruchteil einer Sekunde. Erst nach dem Aufprall kam der Gedanke: “So fühlt sich der Tod also nicht an.” Dann macht man automatisch eine Bestandsaufnahme. Ich konnte atmen, das war das Erste. Und dann bin ich im Kopf durchgegangen: Arme? Beine? Funktioniert alles? Und dann habe ich laut nach oben gerufen – meine Kollegen konnten mich ja nicht sehen. Ich habe gerufen: “Es ist alles nicht so schlimm!”

Da ist das Adrenalin wahrscheinlich voll durchgeschossen.

Absolut. Und meine Kollegen waren sofort beruhigt – einfach, weil meine Stimme so kräftig klang. Und mir ging’s ja auch wirklich nicht schlecht in dem Moment. Klar, alles tat weh, aber ich war ansprechbar.

Und du bist ja quasi “an der richtigen Stelle” gelandet.

Ja, total. Mein Kollege meinte später, das sah aus wie hindrapiert. Ich bin genau auf dieser einen glatten Stelle gelandet – ohne Felsen. Ein riesiges Glück. Da hatte ich viele Schutzengel bei mir.

Dann kam die Rettung.

An den Arzt kann ich mich noch gut erinnern – und an Franz Vogel von der Bergwacht. Der war super ruhig, hat sich gleich vorgestellt und gesagt: “Ich bin ausgebildeter Sanitäter, ich helfe dir.” Das war total beruhigend, einfach zu wissen: Da ist jetzt jemand.

In der ARD-Mediathek könnt ihr alle Folgen der Doku-Reihe „In höchster Not – Bergretter im Einsatz“ anschauen.

Franz Vogel sagt in der Doku, dass du unglaublich viel Glück hattest. Er spricht von einem “zweiten Geburtstag”. Ist es das für dich?

Ja, das ist es schon. Vor allem, wenn man die Doku nochmal anschaut und alles nochmal durchlebt.

Wie war das für dich, die Doku zu sehen?

Schon krass, dass man überhaupt die Möglichkeit hat, sowas nochmal zu sehen. Normalerweise ist nach so einem Erlebnis einfach Schluss – und man erinnert sich nur noch. Ich war aber wahnsinnig aufgeregt beim ersten Anschauen. Ich habe es abends allein geguckt, ohne meine Familie. Am Ende war’s dann aber fast wie Fernsehen – es hat mich nicht so emotional erwischt, wie ich dachte.

Was würdest du im Nachhinein sagen: War es Leichtsinn? Oder einfach Pech?

Ganz klar Pech. Das hat auch der Arzt im Krankenhaus gesagt. Wetter war top, Ausrüstung war richtig, Schuhe waren geeignet – ich bin einfach nur ausgerutscht oder war einen Moment unaufmerksam.

Du warst seit dem Sturz nicht mehr in den Bergen, oder?

Nein, aus Rücksicht auf meine Frau und meine Tochter habe ich das erstmal gelassen. Aber irgendwann werde ich bestimmt wieder in die Berge gehen.

Wirst du mit einem anderen Bewusstsein zurückkehren? Auch mit Blick auf die Bergwacht?

Definitiv. Ich hatte keine Ahnung, was die Bergwacht eigentlich alles macht. Und dass das alles ehrenamtlich läuft – das war mir nicht bewusst. Die Leute haben normale Jobs, sind irgendwo auf dem Feld oder bei der Arbeit – und dann kommen sie sofort, wenn jemand wie ich Hilfe braucht. Und es muss ja nicht immer so extrem sein wie bei mir. Wenn jemand umknickt, kommt der auch nicht mehr weiter. Die machen so viel – das sieht man auch in der Doku.

In der ersten Folge der ARD-Doku-Reihe "In höchster Not - Bergretter im Einsatz" könnt ihr Benjamins Rettung aus der Sicht der Bergwacht erleben.

Kurzzusammenfassung

Bei einer Wanderung am Watzmann stürzt Benjamin 40 Meter in die Tiefe. Er überlebt, und seine Rettung wird zufällig für die Doku-Reihe "In höchster Not – Bergretter im Einsatz" gefilmt. Im Bayern 3 Interview erzählt Benjamin von seinem Unfall.