Teure Tierchen

Haselmaus, Rehe, Kröten: Für wen wird hier eigentlich gebaut?

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Die putzige Haselmaus hat in Vilshofen eine einzigartige Brücke bekommen. Für fast 100.000 Euro! Blöd nur, dass das Mäuschen mit der Brücke irgendwie nix anzufangen weiß. Und die Haselmaus ist nicht der einzige tierische Verkehrsteilnehmer...

Vilshofen hat eine neue Brücke. Keine gewöhnliche Brücke, sondern eine zum Schutz der Haselmäuse, damit diese ohne Probleme die Ortsumgehungsstraße überqueren und ihren angestammten Lebensraum weiter nutzen können. Eigentlich eine gute Sache, wenn auch nicht ganz billig, denn immerhin 93.000 Euro hat der Bau der Haselmausbrücke gekostet.

Unnütze Investition?

Geld, das man genauso auch anders und sinnvoller hätte investieren können, meint Helgard Gillitzer vom Bund Naturschutz in Vilshofen. Das Problem: Das Biotop neben der Brücke ist einem Neubaugebiet gewichen, die Brücke nach Interpretation des Bund Naturschutz deshalb nutzlos.

Anschluss nötig!

Der Passauer Bauoberrat Stephan Stroh sieht das anders: „Unsere Exerten sagen: Die Brücke wird funktionieren. Aber erst, wenn sie ordentlich angeschlossen ist.“ Der „ordentliche Anschluss“ soll stattfinden, während die Haselmaus im Winterschlaf ist: Das Bauamt will rund um die Brücke Sträucher und Büsche pflanzen, über die die Maus dann die Brücke betreten kann. Ob sie das auch tatsächlich tut, soll ein Monitoring klären.

Noch mehr Bauwerke für die Tiere

Die Haselmaus ist nicht das einzige Geschöpf, für dessen Schutz der Mensch sich engagiert. Hier sind noch ein paar Beispiele.

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So kann eine Grünbrücke aussehen. Sie soll der Tierwelt, vor allem dem Wild, den Übergang über die Straßen gefahrlos ermögliche. Dieses Luftbild zeigt eine Wildbrücke über der Autobahn A12 nahe der Ortschaft Jacobsdorf (Brandenburg).

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Und die werden tatsächlich benutzt! Hier zum Beispiel läuft ein Reh in der Nähe von Hünfeld über eine sogenannte Grünbrücke, aufgenommen durch eine Fotofalle.

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Fledermäuse haben schon bei einigen Bauprojekten eine ziemlich große Rolle gespielt. Die Dresdner Waldschlösschenbrücke durfte lange nicht gebaut werden, weil die Bedürfnisse der "Kleinen Hufeisennase" bei der Bauplanung nicht berücksichtigt wurden. Naturschützer setzten sich für die geflügelten Säuger ein. Das Lichtkonzept wurde zum Beispiel so angepasst, dass sich die Fledermäuse nicht belästigt fühlen. Hier im Bild: Das "Große Mausohr".

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Damit große Tiere, wie zum Beispiel Rehe, so eine Grünbrücke annehmen, muss sie bestimmte Anforderungen erfüllen. Sie muss mindestens 50 Meter breit sein. Oft ist sie auch bis zu 80 Meter breit.

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Achtung Krötenwanderung! Dieses Schild kennen die meisten Autofahrer.

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Möglicherweise ist euch auch schon mal so ein Amphibienzaun aufgefallen. Er soll die kleinen Hüpfer davor bewahren, überfahren zu werden. Beim Versuch, das Hindernis zu umwandern, fallen die Amphibien in eingegrabene Fangeimer. Und in denen werden sie von Helfern über die Straße getragen. Der Start der Laichwanderung ist witterungsabhängig. Wenn es regnet und der Boden über fünf Grad hat, fühlen sich die Kröten besonders animiert.

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Auch Wildschweine nutzen die Grünbrücken. Mit Hilfe von Infrarotkameras kann man beobachten, welche Tiere überhaupt solche Brücken benutzen. Die Antwort: Alle! Von Käfern, Faltern bis hin zu Luchsen und Bären werden die Brücken angenommen.

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Das gibt es natürlich auch noch: die Fischtreppe. So natürlich wie diese hier in Bamberg sehen nicht alle aus. Die meisten sind aus Beton. Haben aber alle den gleichen Zweck. Sie sollen den Fischen dabei helfen, Stauwehre, Wasserkraftanlagen und gegebenenfalls auch Wasserfälle zu überwinden.

[Sendung: Die Zwei für euren Feierabend]

Quelle: br24.de

Kurzzusammenfassung

Die Vilshofener Haselmaus hat eine eigene Brücke bekommen, die sie gar nicht nutzt. Weil besagte Brücke sehr teuer war, ist das ein Ärgernis. Aber: es gibt Grünbrücken die sehr wohl von Tieren genutzt werden. Lest hier, wer da so drüber wandert.