Der bundesweite Bahnstreik bei der Bahn ist abgesagt – Privatbahnen werden von der Eisenbahnergewerkschaft EVG aber dennoch bestreikt.
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Der bundesweite Bahnstreik bei der Bahn ist abgesagt – Privatbahnen werden von der Eisenbahnergewerkschaft EVG aber dennoch bestreikt.

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Bahnstreik in Bayern: Welche Strecken betroffen sind

Der große Warnstreik bei der Bahn ist abgesagt - und der Verkehr der DB normalisiert sich schneller als erwartet, 90 Prozent der Fernzüge fahren. Privatbahnen werden von der EVG jedoch bestreikt. Im Freistaat trifft das die Bayerische Regiobahn.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es ist nur eine Etappe im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG): Der für Sonntagabend bundesweit angesetzte Warnstreik wurde am Samstag nach einem Vergleich vor Gericht abgesagt, zumindest für den Bereich der DB AG. Mehrere Privatbahnen werden jedoch bestreikt. Betroffen sind davon nach Angaben von EVG-Chef Martin Burkert zahlreiche nicht bundeseigene Bahnen. In Bayern haben die Arbeitsniederlegungen Auswirkungen auf die Bayerische Regiobahn (BRB).

Behinderungen bei BRB seit Sonntagabend

Der BRB zufolge kam es wegen des Warnstreiks bereits am Sonntag ab 19 Uhr zu Behinderungen, da die Züge in die Startpositionen gebracht werden mussten, die eine möglichst schnelle Betriebsaufnahme am Mittwochmorgen ermöglichen sollen.

Die EVG hat von Sonntagabend 22 Uhr bis Dienstag 24 Uhr zum Warnstreik aufgerufen. "Nicht einmal eine Handvoll Lokführer fahren", sagte ein Sprecher der Gewerkschaft. Etwa 300 Mitarbeiter seien im Ausstand. BRB-Pressesprecherin Annette Luckner erklärt dazu: "Der Streikaufruf der EVG gilt weiterhin für Privatbahnen wie die BRB, unabhängig vom Verhandlungsergebnis zwischen EVG und DB und der daraus resultierenden Absage des Streiks bei der DB."

Die BRB, die früher unter den Marken BOB, Meridian und BRB verkehrte, fährt in Schwaben und Oberbayern in folgenden Regionen:

  • Chiemgau-Inntal (ehemals Meridian – BOB)
  • Oberland (ehemals BOB)
  • Berchtesgaden-Ruhpolding
  • Ostallgäu-Lechfeld (ehemals Dieselnetz Augsburg 1)
  • Ammersee-Altmühltal (ehemals Dieselnetz Augsburg 2)

Verbindungen in Schwaben werden bestreikt

Auf den genannten Strecken fallen derzeit die meisten Zugverbindungen aus. In Schwaben sind davon laut aktuellem Fahrplan die Strecken von Augsburg nach Ingolstadt, Friedberg, Aichach, Lengenwang, Mering, Bobingen, Schongau, Landsberg, Buchloe und Kaufering betroffen. Lediglich nach Ingolstadt fahren im Verlauf des Tages noch zwei Züge der Linie RB13 (11.45 Uhr und 16.46 Uhr).

DB-Fernverkehr normalisiert sich schneller als erwartet

Bei der deutschen Bahn dagegen fahren am Montag doch deutlich mehr Züge im Fernverkehr als zunächst angenommen. Der Bahnbetrieb sei am Morgen "weitgehend planmäßig angelaufen", so dass rund 90 Prozent der regulär geplanten Züge fahren würden, teilte die DB mit. Am Dienstag werde dann wieder das vollständige Zugangebot zur Verfügung stehen.

Tausende Mitarbeitende seien am Wochenende kurzfristig kontaktiert worden, um so viele Schichten so schnell wie möglich zu besetzen, erklärte die Bahn. Der Regional- und S-Bahn-Verkehr laufe ohne streikbedingte Einschränkungen.

Umschalten "von Runterfahren auf Hochfahren"

Am Sonntag war die DB noch davon ausgegangen, dass ein Drittel der Fernzüge am Montag nicht fahren wird. Der Betrieb müsse "von Runterfahren auf Hochfahren umorganisiert werden", wie die DB erläuterte. Bundesweit rund 50.000 Zugfahrten sowie die dazugehörigen Schicht- und Einsatzpläne seien neu geplant worden, Fahrzeuge müssten neu disponiert und teilweise an neue Abfahrtsorte gebracht werden. Das funktionierte nun schneller als angenommen.

Für Fahrten bis einschließlich Dienstag hat die DB die Zugbindung aufgehoben. Bis 11. Mai gebuchte Fahrkarten des Fernverkehrs für Montag und Dienstag können sich Kundinnen und Kunden auch erstatten lassen.

Auch in Bayern weniger Einschränkungen als befürchtet

Auch in Bayern pendelt sich der Verkehr bei der DB offenbar rascher wieder ein als zunächst angenommen. So lief der Betrieb am Regensburger Hauptbahnhof am Montagmorgen weitgehend wie gewohnt. Um 7 Uhr wurden auf der Anzeigentafel in der Bahnhofshalle weder Zugausfälle noch Verspätungen gemeldet. Es gab allerdings den Hinweis, dass es im Fernverkehr und teils auch im Regionalverkehr zu Einschränkungen kommen könnte.

Aus ankommenden Bahnen stiegen Pendler aus, die ihr Ziel Regensburg erreicht hatten, auf den Bahnsteigen warteten einige Dutzend Menschen auf ihre Züge. In der Bahnhofshalle selbst herrschte ebenfalls der übliche Betrieb mit Menschenschlangen an den Imbiss- und Bäckereifilialen - ebenso am Busbahnhof, wo auf den Anzeigentafeln zunächst auch nichts von Bus-Ausfällen zu sehen war.

EVG: Normaler Verkehr erst am Dienstag

Die Gewerkschaft EVG geht aber davon aus, dass der Regional- und Fernverkehr auch im Freistaat erst am Dienstag wieder normal läuft. Hintergrund sei, dass Personal wegen des geplanten Streiks aus den Dienstplänen genommen wurde und frei bekommen hat, sagt Matthias Birkmann von der EVG in Nürnberg. Der Arbeitgeber könnte Probleme haben, alle Beschäftigten wieder in die Dienste zu holen. Daher könne es auch in Mittelfranken am Montag noch zu Verzögerungen kommen und es könnten sogar Züge im Regionalverkehr und Fernverkehr ausfallen.

Vergleich vor Gericht verhindert bundesweiten Warnstreik

Bundesweit gibt es derzeit Verhandlungen über Tarifverträge bei Bahnunternehmen. Der auf 50 Stunden angesetzte Warnstreik bei der Deutschen Bahn war am Samstag abgewendet worden, nachdem Unternehmen und Gewerkschaft sich vor Gericht auf einen Vergleich geeinigt hatten.

Konkret ging es dabei um das Thema Mindestlohn. Hier einigten sich nun EVG und Bahn. Durch die Zusage der Bahn hatte die Richterin am Arbeitsgericht in Frankfurt laut EVG erkennen lassen, dass damit die Voraussetzung für weitere Verhandlungen bei der Deutschen Bahn erfüllt sei.

Mit Blick auf die Deutsche Bahn sagte EVG-Chef Burkert, man könne auf Basis des geschlossenen Vergleichs bereits in der kommenden Woche wieder verhandeln. Die Deutsche Bahn soll bis dahin nicht bestreikt werden. Burkert betonte aber, der Streik sei nur ausgesetzt: "Wir hoffen, wir brauchen das Instrument nicht mehr, um es deutlich zu sagen. Aber wir wissen natürlich nicht, wie die Verhandlungen laufen."

EVG und Bahn bei Entgelthöhe und Laufzeit noch weit auseinander

Die EVG will bei der Deutschen Bahn laut Burkert Stundenlöhne oberhalb des gesetzlichen Mindestlohns im Bereich von 13,20 Euro bis 13,50 Euro erreichen. Als weitere zentrale Forderungen an die Deutsche Bahn nannte Burkert die Angleichung der Einkommen in Ost- und Westdeutschland und eine "soziale Komponente" mit einem Lohnplus in Höhe von 650 Euro für alle Beschäftigten. Das werde "sicherlich einer der strittigen Punkte in den Verhandlungen", erklärte Burkert.

Die Deutsche Bahn hatte zuletzt einen steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich von insgesamt 2.850 Euro angeboten, der über mehrere Monate verteilt ausgezahlt werden soll. Ab März des kommenden Jahres könnte dann ein Lohnplus von insgesamt zehn Prozent für die unteren und mittleren sowie acht Prozent für die oberen Lohngruppen folgen - allerdings stufenweise. Die vorgeschlagene Laufzeit liegt bei 27 Monaten.

Mit Informationen von dpa

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