Das Foto vom Nachwuchs bei der Kindergeburtstagsfeier ist schnell ins soziale Netzwerk hochgeladen und für alle Freunde und Verwandte zugänglich. Aber was, wenn das Bild nicht nur die Bekannten bekommen?
So süß, der mit Schoko verschmierte Mund! Ab damit in die Insta-Story. Ist ja schließlich ein völlig harmloses Bild, oder? Jein, meint Sophie Pohle vom Deutschen Kinderhilfswerk. Denn jetzt stört das Schokobild den Dreijährigen nicht. Aber das Netz vergisst nichts und vielleicht findet das Kind das Bild peinlich, wenn es in ein paar Jahren wieder auftaucht.
Auch Kinder haben das Recht am eigenen Bild und auf Privatsphäre. Und weil es quasi unmöglich ist, ein Bild, das einmal hochgeladen wurde, im Nachhinein wieder zu löschen, rät Sophie Pohle grundsätzlich keine Bilder vom Kind in soziale Kanäle zu stellen.
Kinderbilder gehören nicht in den WhatsApp-Status
Viele nutzen inzwischen auch den Messenger-Status, um ihre Familien-Highlights zu teilen. Auch hier rät Sophie Pohle ab. Theoretisch kann jeder vom Status-Bild einen Screenshot machen und das Bild weiterleiten. Selbst wenn das ohne böse Hintergedanken passiert, landet das Bild so vielleicht an einer Stelle, die dem Kind irgendwann unangenehm ist.
Tipp der Medienexpertin, auch die Großeltern sensibilisieren:
Auch Großeltern sind inzwischen digital unterwegs und posten dann im Status bei WhatsApp viele tolle Aufnahmen mit dem Enkelkind. Und all deren Kontakte können das sehen."
Auch in privaten Chats sind Fotos nicht hundertpro sicher, meint Sophie Pohle. Erstens kann der oder die andere Person das Foto ungefragt weiterleiten. Und zweitens gibt es immer wieder Meldungen über Sicherheitslücken.
Man muss sich darüber klar sein, dass selbst Messenger-Apps, die als privat gelten, weil man eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung hat, Risiken haben."
Bilder können zu Cybermobbing führen
Bei Kindern im Schulalter können hochgeladene Kinderbilder zu Cybermobbing führen - zum Beispiel wenn Eltern vermeintlich "lustige" Bilder vom bockigen Nachwuchs posten. Wenn das am nächsten Tag die Runde in der Schulklasse macht, kann das fürs Kind echt unangenehm werden, erklärt Sophie Pohle.
Das, was Erwachsene süß oder harmlos finden und voller Stolz teilen, kann für Kinder aus deren Perspektive durchaus peinlich oder beschämend oder auch belastend sein."
KI und Datenschutz
Mit Hilfe von KI können ruckzuck harmlose Kinderbilder und andere Kontexte montiert werden – sogar als Video. Die Tools sind inzwischen so gut, dass die Montage gar nicht auffällt.
Deshalb rät Sophie Pohle, keine Gesichter zu zeigen, keine verfänglichen Posen (dazu gehört auch das "Töpfchen-Training") und Verpixelung zu nutzen – wenn man unbedingt ein Bild teilen möchte. Auch persönliche Daten sollten nicht geteilt werden (also Name, Wohnort oder das Geburtsdatum).
Es ist zweifelsfrei durch Studien belegt, dass viele Kinderbilder aus dem öffentlichen Internet im Darknet landen."
Übrigens: Meta hat angekündigt, ab Ende Mai alle Inhalte aus Facebook und Instagram für das Training der Meta-KI zu nutzen. Wer das für seinen Kanal nicht möchte, kann widersprechen (dauert auch nur zwei Minuten).
Darauf solltet ihr achten:
- Legt beim Posten von Fotos auf Facebook, Instagram oder bei WhatsApp genau fest, wer die sehen darf. Das lässt sich entweder beim Posten direkt einstellen (z.B. nur für Freunde) oder generell über die "Privatsphäre-Einstellungen" festlegen.
- Sorgt dafür, dass Bilder nur für einen bestimmten Zweck geeignet sind. Zum Beispiel, indem nur ein Detail gezeigt wird.
- Achtet darauf, dass Kinder nicht erkennbar gezeigt werden (also zum Beispiel nicht von vorn)
- Überlegt, ob das Bild überhaupt gepostet werden muss ;-)