"Mama, ich will auch ein Geschwisterchen haben", heißt es gerne – solange das Kind noch Einzelkind ist. Aber was passiert, wenn der Wunsch wahr wird? Kann man das Kind darauf vorbereiten? Und was ist, wenn es dann Eifersucht und Ärger gibt? Kinderpsychologin Claudia Schwarzlmüller gibt Tipps.
Ein zweites Kind ist für alle aufregend, vor allem für das erste Kind. Auf einmal ist da jemand quasi auf derselben Ebene, sagt Kinderpsychologin Claudia Schwarzlmüller. Und mit diesem jemand soll das Kind nun alles teilen, das Bett, die Aufmerksamkeit. Da kann es schon mal zu gemischten Gefühlen kommen.
Es ist in Ordnung, das Baby zu mögen, aber auch das Bedürfnis zu haben, Mama und Papa für sich allein zu haben." (Claudia Schwarzlmüller)
Ab wann kann ein Kind Verständnis haben?
Erst ab vier bis sechs Jahren können Eltern von ihren Kindern erwarten, dass sie die neue Situation punktuell verstehen. Vorher braucht das erste Kind selbst noch ganz viel Nähe, Sicherheit und Aufmerksamkeit.
Vorbereitung auf das neue Geschwisterchen
Es gibt viele Möglichkeiten, das ältere Kind auf das neue Geschwisterchen vorzubereiten, meint die Kinderpsychologin. Es gibt viele Kinderbücher zum Thema, das Kind kann auch dabei helfen die Babyecke oder das Babyzimmer einzurichten. Letztlich bleibt die Vorstellung aber abstrakt, sagt Schwarzlmüller.
Es ist wie die Speisekarte im Restaurant zu lesen. Ich habe eine Idee davon, wie das Essen schmecken könnte. Aber wenn es dann vor mir steht und riecht und lecker schmeckt, ist das ein anderer sinnlicher Eindruck.
Umgang mit Eifersucht
Wenn Eltern merken, dass ihr Kind eifersüchtig aufs Baby ist, sollten sie genau hinschauen. Was braucht das größere Kind gerade? Ist es überfordert oder fühlt sich übersehen? Oft hilft es schon, dieses Gefühl beim Kind anzusprechen ohne es zu bewerten, sagt Claudia Schwarzlmüller. „Du wünschst dir Mama und Papa wieder nur für dich, oder?“
Sie empfiehlt "Exklusivzeiten" mit Mama oder Papa für das größere Kind, einen "Mama- oder Papa-Tag" für den/ die Große(n). Dabei ist es egal, ob das große Kind drei oder sieben Jahre alt ist, "Exklusivzeiten" genießen die älteren in der Regel sehr.
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Gibt es den perfekten Abstand zwischen zwei Kindern?
Alles hat Vor- und Nachteile, erklärt Claudia Schwarzlmüller. Sind die Geschwister nah beieinander, spielen sie wahrscheinlich mehr miteinander. Ist der Abstand größer, fällt es dem älteren Kind eventuell leichter, Rücksicht auf das Baby zu nehmen und mitzuhelfen.
Verbindung fürs Leben
Letztlich sind Geschwister eine ganz besondere Beziehung, meint die Kinderpsychologin.
Das ist die längste Beziehung in deinem Leben. Mit einem Geschwister hat man ein Leben lang einen Sparings-Partner."