Einschlafen ist manchmal Schwerstarbeit. Und wenn die Kleinen nicht zur Ruhe kommen, kann das die ganze Familie belasten. Einen schnellen Weg zu süßen Träumen versprechen Nahrungsergänzungsmittel mit dem Schlafhormon Melatonin. Diese gibt es auch für Kinder. Die Stiftung Warentest rät dringend von diesen Produkten ab: Überdosiert und die Langzeitfolgen sind nicht erforscht.
Böse Betthupferl - Einschlafmittel für Kinder Nahrungsergänzungsmittel mit Melatonin
Die Stiftung Warentest hat vier in Deutschland erhältliche Produkte auf ihren Melatoningehalt untersucht und bewerten lassen. Qualitätsurteile wurden nicht vergeben.
Vorne weg: Es wird ausdrücklich vor allen Mitteln gewarnt!
Kurzfristig können sie den Schlaf-Wach-Rhythmus von deinen Kindern ziemlich durcheinanderwirbeln, die langfristigen Folgen solcher Hormongaben sind nicht ausreichend untersucht.
Verkauft werden die Mittel in Apotheken und vor allem online. Eine Tagesration enthält laut Anbietern 0,5 bis 1 Milligramm Melatonin und kostet zwischen 16 Cent und 1 Euro. Kinder ab drei oder vier Jahren sollen sie etwa 30 Minuten vor dem Schlafengehen einnehmen.
Vorsicht! Der Hormongehalt ist häufig wwviel höher als angegeben. Bei zwei Produkten konnte man sich dazu auf die Angabe nicht verlassen. In einem Produkt steckte mehr als das Doppelte der angegebenen Melatonin-Menge.
Der Körper bildet Melatonin selbst
Gesunde Kinder und Erwachsene bilden während der Nacht ausreichend Melatonin. Das Hormon steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Es entsteht bei Dunkelheit, Tageslicht hemmt die Produktion. Der natürliche Melatoninspiegel erreicht seinen Höchstwert etwa zwischen 2 und 4 Uhr morgens. Zusätzliches Melatonin zur Einschlafzeit kann die innere Uhr deines Kindes gehörig aus dem Takt bringen.
Kurz- und langfristige Folgen
Albträume, Schläfrigkeit, morgendliche Benommenheit, Gangunsicherheit und verringerte Aufmerksamkeit können Nebenwirkungen sein, aber auch Kopfschmerzen und ein erhöhter Blutzuckerspiegel. Kinder sind also am nächsten Morgen alles andere als ausgeschlafen.
Hinzu kommen langfristige Folgen, die noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht sind. Laut Studienlage lässt sich nicht ausschließen, dass Melatonin die hormonelle Entwicklung von Kindern beeinflusst. Es könnte das Längenwachstum der Kinder steigern und den Eintritt der Pubertät verzögern. Schon bei einer einmaligen Dosis kann sich Melatonin auf die Konzentration des Wachstumshormons im Körper auswirken.
Dein Kind hat Probleme mit dem Schlaf, was tun?
Falls dein Kind mehrmals pro Woche länger als 20 Minuten zum Einschlafen braucht, such dir professionelle Hilfe. Ansprechpartner sind etwa Kinderarztpraxen, sozialpädiatrische Zentren oder Familienberatungen.
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Tipps einer Kinder-Schlafpsychologin:
Schon vor dem Abendessen über den Tag reden
Kinder müssen abends abschalten können, sagt Angelika Schlarb. Dabei helfen Rituale. Alles, was emotional aufwühlt, kann das Ein- und Durchschlafen stören, warnt die Psychologin.
Wie wichtig ist es für Kinder, dass sie schnell einschlafen?
Kinder erleben die Zeit, in der sie wach liegen, viel länger als wir Erwachsenen. Viele fangen dann an zu grübeln und sich Sorgen zu machen. Das beginnt etwa mit dem Grundschulalter.
Wie kann man Kindern da helfen?
Redet am besten schon vor dem Abendessen mit Ihnen über den Tag, nicht erst abends im Bett. Das wühlt die Kinder nur emotional auf. Gleiches gilt übrigens auch fürs Spielen am Smartphone oder Tablet.
Viele Kinder haben Angst im Dunkeln. Licht anlassen?
Licht beeinflusst die Schlaftiefe. Ziel sollte sein, im Dunkeln zu schlafen. Wenn sich dein Kind fürchtet, nutzt Licht mit Dimmschalter und regelt gemeinsam alle zwei bis drei Tage die Helligkeit etwas weiter herunter. So behält das Kind die Kontrolle.
Was kann den Schlaf noch stören?
Das Bett sollte nicht zu nah am Eingang stehen und niemals mit dem Kopfende. Nur so fühlen sich Menschen jeden Alters sicher. Toben und Sport treiben sollten deine Kleinen vor dem Zubettgehen nicht mehr, sich aber tagsüber ausreichend bewegen.
Welche Rolle spielen Rituale?
Sie sind sehr wichtig, geben Sicherheit und helfen deinem Kind, zur Ruhe zu kommen. Vorlesen ist sehr gut, weil es eine Interaktion ist. Überleg nur genau, was du vorliest. Kinder haben mehr Albträume als Erwachsene. Schlafbezogene Ängste solltest du ernst nehmen und mit den Kindern darüber reden. Gemeinsam kann man dann etwa Traumfänger aufhängen.
Wie erkenne ich, ob mein Kind zu wenig Schlaf bekommt?
Unausgeschlafene Kinder sitzen meist nicht einfach müde da. Sie sind oft hippelig. Sie können auch weinerlich sein oder Wutanfälle haben. Haben deine Kinds ausreichend Schlaf, sind sie weniger ängstlich und können sich in der Schule besser konzentrieren.
Kurzzusammenfassung
Einschlafen ist manchmal Schwerstarbeit. Und wenn die Kleinen nicht zur Ruhe kommen, kann das die ganze Familie belasten. Einen schnellen Weg zu süßen Träumen versprechen Nahrungsergänzungsmittel mit dem Schlafhormon Melatonin. Diese gibt es auch für Kinder. Die Stiftung Warentest rät aber dringend von diesen Produkten ab: Überdosiert und die Langzeitfolgen sind nicht erforscht.